Interview mit Linda Kulka (Mentee in MeCoSa 2021)
Das Interview fand am 24. November 2021 statt. Interviewerin war Jana Haselhorst.
I: Warum hast du dich für das Mentoring bei MeCoSa entschieden?
L: Das Ganze wurde uns empfohlen. Also ich bin in einem Graduiertenkolleg, das heißt Promoage. Das ist ein Graduiertenkolleg zwischen Halle und Jena und MeCoSa wurde uns darüber empfohlen. Insbesondere das Mentoring. Und das klang eigentlich ganz gut. Ich hatte mir das daraufhin online durchgelesen und mich dazu entschlossen, mitzumachen.
I: Und was hat dich am meisten am Mentoring gereizt?
L: Mich hat besonders gereizt, dass ich mit jemanden reden kann, der mich bei meiner zukünftigen Karriere unterstützt. Da ich gerne an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung arbeiten würde, wollte ich mir jemanden suchen, der mir dazu Tipps geben kann und ein Netzwerk aufbauen.
I: Hattest du eine bestimmte Vorstellung, wie der Mentor oder die Mentorin sein sollte?
L: Also als ich bei der Einführungsveranstaltung dabei war, dachte ich ehrlich gesagt erst, dass wir alle einfach eine Mentorin gestellt bekommen. Deswegen hatte ich mir darüber vorher keine Gedanken gemacht. Als dann in der Einführungsveranstaltung gesagt wurde, dass wir uns selbst auf die Suche nach Mentor*innen begeben sollten, da ist mir gleich jemand eingefallen, der am Fraunhofer-Institut arbeitet. Mein Ziel ist es, ans Fraunhofer-Institut oder eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung zu gehen. Die Person, die mir eingefallen war, hat thematisch sehr gut dazu gepasst. Ich habe mir damit erhofft, dass sie mir mit der Karriereplanung weiterhelfen kann und ein paar Hinweise gibt, was wirklich wichtig ist, wenn man am Fraunhofer arbeiten möchte.
I: Wie hast du es empfunden, als du erfahren hast, dass du selbst nach einer Mentorin bzw. Mentoren suchen solltest?
L: Also ich war erst einmal ein bisschen überfordert. Aber ich fand es gut, dass wir es machen mussten und darüber nachdenken musste. Ich glaube prinzipiell, dass die Mentor*innen dann auch besser zu den Mentees passen, wenn man sich diese selber aussuchen kann.
I: Und wie war das, als du die Person dann angefragt und eine Antwort bekommen hast?
L: Also ich fand es sehr aufregend. Weil man bis zur Promotion durchgeleitet wird und das war das erste Mal, wo man wirklich selber gesagt hat - okay ich möchte jetzt von mir aus alleine einen Kontakt zu dieser Person aufbauen, ohne dass man da vorgestellt wird. Aber durch den thematischen Bezug wusste ich zu mindestens, was ich schreiben kann und fühlte mich beim Anschreiben relativ sicher. Als dann die Zusage kam, habe ich mich sehr gefreut, dass sie mit mir das Mentoring macht. Seitdem bin ich auch sehr glücklich über meine Mentorin.
I: Was habt ihr für das Mentoring vereinbart? Wie habt ihr euch getroffen?
L: Also nachdem ich ihr die Mail geschrieben hatte, hatte sie vorgeschlagen, dass ich sie einmal besuchen kann, sodass wir uns persönlich erst einmal kennenlernen können. Sie findet das auf der persönlichen Ebene besser als online. Wir haben dann erstmal vereinbart, dass wir uns einmal im Monat treffen bis Ende nächsten Jahres, also 2022. Zu Beginn haben wir uns auch monatlich getroffen. In letzter Zeit war es dann aber etwas weniger, weil viele Fragen schon geklärt werden konnten und auch die Urlaubszeit dazwischenkam. Aber ich konnte sie immer nach Bedarf anschreiben, wenn ich irgendein Problem hatte.
I: Wie hast du dich auf die Mentoring-Gespräche vorbereitet?
L: Wir haben meistens beim letzten Gespräch schon beschlossen, über welches Thema wir als nächstes reden wollen. Manchmal gab es auch etwas zum Lesen oder ich habe ein Anschreiben und Lebenslauf erstellt, wo sie dann drüber geguckt hat und mir sagen konnte, was noch verbessert werden kann. Und dazu habe ich dann eine fiktive Bewerbung geschrieben. Einmal haben wir auch über Stärken und Schwächen gesprochen und sie mir ein Stärken-Schwächen-Profil gegeben, was ich ausgefüllt habe. Dann gab es aber auch Tage oder Treffen, da bin ich dann einfach nur hingegangen. Sie hatte auch einen Fokus auf die Work-Life-Balance, worüber sie mir etwas erzählt hat.
I: Jetzt hast du ja auch schon so ein bisschen über Themen gesprochen, die für dich relevant waren. Wie hast du den Austausch mit ihr empfunden?
L: Ich fand es sehr gut. Es war sehr viel. Schon beim ersten Treffen hat sie mir eigentlich sehr viel erzählt, was ich beachten kann. Und ich durfte immer selber das Thema bestimmten, worüber wir reden. Die großen Themen haben wir mittlerweile mehr oder weniger abgeklappert und jetzt geht es nur noch um Kleinigkeiten.
I: Was würdest du sagen, war das Wichtigste, was du von deiner Mentorin gelernt hast oder was du für dich mitgenommen hast? Oder was ein ganz großes Thema für dich war?
L: Also für mich war vor allem wichtig, zu erfahren, was außeruniversitäre Forschungsinstitute von einem verlangen. Also die Sachen, die nicht unbedingt in der Stellenanzeige stehen. Mir hat vor allem das Erstellen eines Anschreibens und des Lebenslaufs unglaublich viel geholfen. Meine Mentorin hat mir viele Tipps gegeben - was ich noch reinschreiben kann und was ich vielleicht weglassen kann. Das würde ich sagen, das ist so das Wichtigste beruflich gesehen. Privat hat mir der Austausch über Work-Life-Balance richtig viel geholfen, weil sie sich da auch unglaublich viel Mühe gegeben hat, mir da etwas rauszusuchen, was ich da verbessern kann.
I: Könntest du dir vorstellen, selber einmal eine Mentorin für jemanden zu sein?
L: Ja, weil es mir selbst so viel geholfen hat und ich das gerne auch weitergeben würde. Man lernt unglaublich viel Stoff an der Uni, aber es gibt so ein paar Sachen, die bekommt man einfach nicht mit. Und wenn man da eine Mentorin an der Seite hat, die einem ein bisschen den Weg weist, dann finde ich das unglaublich gut. Ich würde es auch für jemand anderen machen.
I: Wir haben das Mentoring durch eine Trainerin begleiten lassen. Wie war das für dich?
L: Die Einführungsveranstaltung fand ich sehr gut. Die hat mir sehr geholfen, dann jemanden anzuschreiben. Und auch die zweite Veranstaltung fand ich sehr gut, da man bis dahin etwas gemacht haben musste.
I: Bei der zweiten Veranstaltung hatten wir ja auch die Mentor*innen dabei. War das okay für dich? Wie hast du das empfunden?
L: Ich fand das in Ordnung, weil man auch mal die Sicht der Mentor*innen bekommen hat, z.B. warum sie sich für das Mentoring entschieden haben. Das fand ich schön zu hören und auch für die anderen, die vielleicht noch keine Mentorin hatten, denke ich, war das vielleicht auch wichtig, wenn man erfährt, warum die Mentor*innen zugestimmt haben und wie sie angeschrieben wurden. Und dass es auch gar nicht so schlimm ist, sie anzuschreiben, was man ja als Mentee denken könnte. Meine Mentorin war auch bei der Abschlussveranstaltung und der zweiten Veranstaltung dabei. Die eineinhalb Stunden konnte sie sich dafür Zeit nehmen.
I: Wie war dann der zweite Teil der Veranstaltungen ohne die Mentor*innen?
L: Es war gut, dass man da nochmal unter sich etwas besprechen und andere Fragen stellten konnte, die man vielleicht vor den Mentor*innen nicht stellen wollte
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I: Was würdest du jemanden sagen, der überlegt, ob er das Mentoring machen soll oder nicht?
L: Ich würde es empfehlen. Mir hat es sehr viel gebracht hat. Dadurch, dass man sich die Mentor*innen selbst raussucht, kann das eigentlich nur hilfreich sein.