RÜCKBLICK & IMPRESSIONEN

Header Tag der Genderforschung 2023

Zum 12. Landesweiten Tag der Genderforschung kamen unter dem Tagungsthema „Sichtbarkeit und Wirken von Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen und Gestalterinnen aus historischer und gegenwärtiger Perspektive“ am 30. November Geschlechterforscher*innen, Projektpartner*innen und Interessierte in Halle (Saale) zusammen. Der Landesweite Tag der Genderforschung bietet jährlich die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung, um Themen der Genderforschung in Sachsen-Anhalt sichtbar zu machen.

Der Tag wurde eröffnet von den Organisatorinnen Morena Groll (Koordinierungsstelle Genderforschung & Chancengleichheit Sachsen-Anhalt), Dr.in Mareike Fingerhut-Säck (Büro für Gleichstellung und Familie OVGU), Verena Stange (gender*bildet MLU), Dr.in Sabine Gabriel (gender*bildet MLU) und Anke Triller (FrauenOrte Sachsen-Anhalt).

Im Anschluss stellte Prof.in Dr.in Claudia Becker, Rektorin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in ihrer Grußrede die herausragende Bedeutung von Perspektiven der Geschlechterforschung in allen Fachbereichen heraus. Sie fokussierte dabei unter anderem medizinische Entwicklungen, die von dem Forschungsfeld der Gender Studies profitieren und sich verstärkt geschlechterspezifisch ausrichten.

Sarah Schulze, die Landesbeauftragte für Frauen und Gleichstellung in Sachsen-Anhalt, verdeutlichte den interdisziplinären Charakter von Gender Studies als einen Ausgangspunkt für ein vielschichtiges Verständnis von Gesellschaft. So können vielfältige Perspektiven in dem Forschungsfeld vereint und auf diese Weise neue inhaltliche und methodische Ansätze etabliert werden.

12. Landesweiter Tag der Genderforschung 2023 (19 Bilder)
 Anwesende (Bild 1 von 19) » Vorwärts
« ZurückBegrüßung (Bild 2 von 19) » Vorwärts
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« ZurückLina Spagert & Ronja Philipp (Bild 9 von 19) » Vorwärts
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« ZurückMorena Groll, Sarah Schulze und Preisträger*innen (Bild 11 von 19) » Vorwärts
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« ZurückVerena Stange (Bild 19 von 19) 
Begrüßung  

Förderpreis für Abschluss- und Qualifikationsarbeiten mit Genderschwerpunkt

Die Vielfalt der Geschlechterforschung in ihrer Anwendung und Methodik spiegelte sich ebenso in den wissenschaftlichen Arbeiten der diesjährigen Preisträger*innen des Förderpreises für Abschluss- und Qualifikationsarbeiten mit Genderschwerpunkt wider. Der Preis leistet einen Beitrag zur Würdigung und Sichtbarmachung wissenschaftlicher und künstlerisch/gestalterischer Arbeiten mit Genderperspektive. Er verfolgt damit das Ziel der Förderung des wissenschaftlichen, künstlerischen und Design-Nachwuchses sowie die interdisziplinäre Etablierung und Implementierung der Gender Studies in Sachsen-Anhalt. Der Förderpreis wurde von Sarah Schulze stellvertretend für Petra Grimm-Benne, die Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt verliehen.

Es wurden drei wissenschaftliche Arbeiten gewürdigt:

  1. mara edèn jano david für die Bachelorarbeit mit dem Thema: „Musik_Kultur und Transvestitismus im Berlin der Weimarer Republik“.
  2. Paula Sophie Cassens für die Masterarbeit mit dem Thema: „Der Wunsch nach einem gesunden Kind als Frage der (Anti-)Diskriminierung“.
  3. Erik Richter für das Forschungsvorhaben mit dem Thema: „Einführung der Reformation im Reichsstift Quedlinburg 1517-1580“.

Morena Groll, Sarah Schulze und Preisträger*innen

 

Vorträge

Nach einer kurzen Pause gaben Anke Triller von der FrauenOrte-Koordinierungsstelle und Schauspielerin Katrin Schinköth-Haase in einem szenischen Spiel einen historischen Einblick in das Wirken und Leben von Dorothea Christiane Erxleben, die als erste Ärztin Deutschlands 1754 in Halle promovierte.

Im Hallischen Saal der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg stellten Wissenschaftlerinnen aus Sachsen-Anhalt und ganz Deutschland in insgesamt fünf Vorträgen ihre aktuellen Forschungsinhalte vor und gaben damit vielfältige Einblicke in die Dimensionen des Tagungsschwerpunktes. Dabei wurde vor allem Nachwuchswissenschaftlerinnen die Möglichkeit gegeben, ihre Forschungsprojekte vorzustellen. Im ersten Teil moderierte Dr.in Mareike Fingerhut-Säck zwei Vorträge mit historischer Perspektive auf das Tagungsthema.

Es eröffnete Dr.in des. Sina Speit von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mit dem Vortrag „Weibliche politische Partizipation im Raum Sachsen- Anhalt. Frauen in der kommunalen Politik, 1893 bis 1933“. Der Vortrag stellte das gleichnamige Forschungsprojekt vor, dass in einer Pionierstudie einen explizit landesgeschichtlichen Beitrag zur Beteiligung von Frauen an Politik und Gesellschaft, der Entstehung des modernen Gemeinwesens und der Beförderung des Demokratisierungs-prozesses im Raum Sachsen-Anhalt zwischen den 1890er Jahren und 1933 leisten möchte. Die Vortragende arbeitete heraus, wie sich Frauen im Raum Sachsen-Anhalt innerhalb ihrer Gemeinden, Städte und Kreise in der Kommunalpolitik – anfangs ohne, später mit staatlich garantiertem Mitspracherecht – engagierten. Der Fokus lag dabei auf den möglichen Standpunkte, die Frauen als politisch Aktive vertraten und wie sie diese umzusetzen suchten.

Darauffolgend knüpfte Christina Brinkmann (M.A.) von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle an die geschlechterhistorische Perspektive an. Der Vortrag „Wiederentdecktes Handwerk und moderne Reportage: zur Arbeit der Emailkünstlerin Lili Schultz und der Fotografin Annemarie Giegold-Schilling in Halle“ untersuchte die Handlungsspielräume von in Kunsthandwerk und Fotografie tätigen Frauen im Nationalsozialismus. Anhand der Biografie und dem Wirken der zwei Künstlerinnen aus Halle (Saale) wurde Mittäterinnenschaft von Frauen im NS reflektiert und verdeutlicht. Die vielfältigen und widersprüchlichen Handlungsräume, die Frauen im Nationalsozialismus eröffneten, stellen dabei ein bisher wenig diskutiertes Forschungsfeld dar.

Sina Speit Christina Brinkmann

 

Posterausstellung

Nach der Mittagspause moderierte Verena Stange die Posterausstellung, in der künstlerische Arbeiten und Projekte zu genderspezifischen Themen vorgestellt wurden. Darunter ein studentisches Projekt, dass im Rahmen des Genderzertifikats an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, ein Informationsheft zu Verhütung unter gender- und queersensiblen Gesichtspunkten entwickelt hat. Alle ausgestellten Poster finden Sie am Ende dieser Seite.

Feministische Fliege Postervorstellung von gender*bildet

Vorträge

Im Anschluss folgte dritte Vortrag des Tages von Dr.in Hanna Haag von dem Gender- und Frauenforschungszentrum Hessen mit dem Titel „Keine Sorge? Externalisierung von Carearbeit in der Wissenschaft“. Der Beitrag thematisierte die Externalisierung von Sorgearbeit in der Wissenschaft mit Vorstellungen über wissenschaftliche Persönlichkeiten und verknüpfte diese mit den (auch vergeschlechtlichten) Anforderungen sowie Erwartungen im Kontext der Leistungsorientierung. Haag führte aus, dass in der neoliberalen Hochschule eine Externalisierung von Carearbeit im Sinne der Auslagerung und in Form fehlender Anerkennung von Sorgepraktiken stattfindet. Die Auswirkungen der Externalisierung auf Wissenschaftskarrieren schlagen sich geschlechterspezifisch nieder und werden in weiter untersucht.

Nach der Kaffeepause moderierte Dr.in Sabine Gabriel die beiden abschließenden Vorträge. Ronja Philipp (M.A.) und Lina Spagert (M.A.) Hochschule München stellten in ihrem Vortrag „doing visibility – wie wird Sichtbarkeit hergestellt“ das gleichnamige Modell doing visibility vor, das im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekt Prof:inSicht entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um ein praxistheoretisches Modell von (Un)Sichtbarkeit als sozialem Herstellungsprozess. Mithilfe dessen kann der Prozess des Sichtbar-Werdens analytisch gefasst werden. Dabei geraten Machtverhältnisse und Geschlechterhierarchien, als auch eigensinnige Praktiken der Subjekte in den Fokus. Es wurden mehrere Sichtbarkeitsfelder wie beispielsweise die Hochschule als Institution, Wissenschaft, Gesellschaft und praxisnahe Kontexte in den Fokus genommen. Die Ergebnisse zeigen, dass Geschlechterverhältnisse und Sichtbarkeitshandeln in einem engen Zusammenhang stehen.

 Zum Tagesabschluss beschäftigten sich die Referentinnen Anna-Sophie Barbutev (M.A.) und Anne-Kathrin Gerlieb (M.A.) von der Fachhochschule Potsdam in ihrem Vortrag Was Wissenschaftlerinnen denken, was Journalist*innen wollen“ mit Zusammenarbeit in der Wissenschaftskommunikation. Untersuchungsgegenstand waren Interviews und der Einfluss von sozialen Medien auf die Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen in den klassischen Medien. Vorgestellt werden die Ergebnisse der Medienpräsenzanalyse und qualitativen Studien in Hinblick auf die Chancen und Hürden der beidseitigen Wissenschaftskommunikation. Die Ergebnisse zeigen, dass es unter anderem Medienpräsenztrainings und rechtliche Rahmenrechtlinien für Wissenschaftskommunikation braucht, um eine inklusivere und diversere Berichterstattung in den Medien zu fördern und der wissenschaftliche Expertise von Frauen mehr Sichtbarkeit zu verleihen.

Lina Spagert & Ronja Philip Verena Stange

Abschluss

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Beteiligten, besonders bei den Referierenden und den Postereinreichenden, für eine gelungene und erkenntnisreiche Tagung und freuen uns auf den 13. Landesweiten Tag der Genderforschung 2024.

Der 12. Landesweite Tag der Genderforschung war eine Kooperationsveranstaltung der Koordinierungsstelle Genderforschung & Chancengleichheit Sachsen-Anhalt (KGC) mit:

Letzte Änderung: 31.01.2024 - Ansprechpartner: Webmaster