9. Landesweiter Tag der Genderforschung 2019: Rückschau und Impressionen

    9. Landesweiter Tag der Genderforschung

    14. November 2019 ǀ Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Bereits zum 9. Mal, aber erstmalig mit einem übergeordneten Tagungstema, lud der Landesweite Tag der Genderforschung Sachsen-Anhalt 2019 (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen und Expert*innen der Geschlechterforscherung sowie Studierende und Interessierte zum fachlichen Austausch und disziplinübergreifenden Netzwerken ein. Unter dem Titel "Ständig wi(e)der Widerstände: Studieren, Forschen & Lehren auf dem Gendercampus“ wurde danach gefragt, mit welchen Widerständen Geschlechterforschung und Geschlechterforschende konfrontiert sind und wie es trotz und entgegen dieser alten, neuen und disziplininternen Widerstände gelingen kann, das Spannungsverhältnis zwischen wissenschaftlichem Erkenntnisinteresse und gesellschaftsverändernder Praxis aufrecht zu erhalten.

    (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen aus dem deutschsprachigen Raum sind der Einladung gefolgt und haben sich mit diesen Fragestellungen in ihren Beiträgen auseinandergesetzt. Dabei wurden die eigenen Themengebiete, Forschungsarbeiten oder Arbeitsfelder innerhalb der Gender Studies vorgestellt und eigene widerständige Standpunkte und Forschungsperspektiven in den Blick genommen und mit dem interessierten Fachpublikum diskutiert.

    Begrüßung & Eröffnung

    In Ihren Eröffnungsworten erläuterte Michaela Frohberg die gemeinsam mit Netzwerkpartner*innen entstandene Idee zum Tagungsthema "Widerstände". Mit Setzung dieser übergeordneten thematischen Klammer verknüpfe sich sowohl der Anspruch, sich mit Infragestellungen zu Geschlechterforschung auseinandeszusetzen als auch das Aufzeigren von Strategien im Umgang mit diesen. Auch das Bewusstmachen gemeinsamer Handlungsmacht und das Hervorheben und Sichtbarmachen der Potentiale feministischer und gendersensibler Forschung zum Verständnis von Vielfalt und Ungleichheit seien wichtige Impulse des diesjährigen Landesweiten Tages.

    Impressionen vom 9. Landesweiten Tag (14 Bilder)
     Michaela Frohberg | Leiterin der Koordinierungsstelle (Bild 1 von 14) » Vorwärts
    « ZurückProf. Dr. phil. Gabriele Meyer | | Prodekanin für Gender an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Bild 2 von 14) » Vorwärts
    « ZurückGastprof.in Andrea Wolffram | Marianne-Schminder-Gastprofessur für Geschlechterforschung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Bild 3 von 14) » Vorwärts
    « ZurückDr. Dayana Lau | Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Alice-Salomon-Hochschule Berlin (Bild 4 von 14) » Vorwärts
    « ZurückLaura Hennig | Universität Graz (Bild 5 von 14) » Vorwärts
    « ZurückKaja Kröger | Stiftung Universität Hildesheim (Bild 6 von 14) » Vorwärts
    « ZurückPostersession (Bild 7 von 14) » Vorwärts
    « ZurückDr. Heike Pantelmann und Dr. Sabina García Peter und | FU Berlin (Bild 8 von 14) » Vorwärts
    « ZurückDr.in Sabina García Peter und Heike Pantelmann | FU Berlin (Bild 9 von 14) » Vorwärts
    « ZurückPlenum (Bild 10 von 14) » Vorwärts
    « Zurückgender*bildet (Bild 11 von 14) » Vorwärts
    « ZurückProf.in Dr. Susanne Maurer | Philipps-Universität Marburg (Bild 12 von 14) » Vorwärts
    « ZurückGruppenbild (Bild 13 von 14) » Vorwärts
    « ZurückKGC-Team (Bild 14 von 14) 

    In diesem Sinne begrüßte Michaela Frohberg die zahlreich erschienenen Teilnehmenden und bundesweit angereisten Beitragenden und wünschte allen einen erkenntnis- und begegnungsreichen Tag.

    Grußworte

    Prof. Dr. phil. Gabriele Meyer
    Prodekanin für Gender an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    In ihrem sehr informativen und engagierten Grußwort gab die Prodekanin für Genderfragen Einblicke in die vielfältigen Aktivitäten der Uni Halle bezüglich der Genderthematik. Sie berichtete von der  Handreichung für die Integration geschlechtssensibler Medizin in die Lehre, die im Rahmen des Projekts GenderMed entwickelt wurde, um Lehrenden der Medizinischen Fakultät bei der Integration geschlechtssensibler Aspekte in ihre Lehre zu unterstützen. Um Frauen die gleichen Karrierechancen zu ermöglichen und damit dem Ziel der Geschlechtergerechtigkeit näher zu kommen, müssen zahlreiche Maßnahmen initiiert und Prozesse aus gendersensibler Perspektive in den Blick genommen werden, so Meyer. Hierzu gehörten u.a. die Erhebung und Interpretation fakultätseigener Kennzahlen zum Berufungsgeschehen von Frauen und Männern an der Medizinischen Fakultät und die Entwicklung eines gendersensiblen Berufungsleitfadens für die Universitätsmedizin Halle (Saale). Auch die  „Empfehlung zur gendergerechten Sprache“ sieht sie als wichtigen Schritt hin zu mehr Sensibilität für Genderfragen.

    Gastprofessorin Andrea Wolffram
    Marianne-Schminder-Gastprofessur für Geschlechterforschung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Unter der Überschrift "Widerstände verstehen: Frauen in (technischen) Wissenschaftskarrieren und Gender in der Wissenschaft" gab Andrea Wolffram einen Einblick in Beschaffenheit und Wandel von Geschlechterordnungen und damit einhergehende Geschlechterkonflikte. Bezug nehmend auf die Namensgeberin der Marianne-Schminder-Gastprofessur - der ersten promovierten Wissenschaftlerin und ersten Professorin in den Ingenieurwissenschaften an der Hochschule für Schwermaschinenbau Magdeburg - skizzierte sie die ostdeutsche Geschlechterordnung und das damit einhergehende Frauenbild aus geschlechterkritischer Perspektive. Nach ihrem Rekurs auf Antifeminismus und Widerstände gegen Wissenschaftlerinnen, Chancen-gleichheit und Gender-Wissen in der Wissenschaft, plädierte sie für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Transformation der Geschlechterordnung durch offene Diskussion der damit einhergehenden Fragen zur Gestaltung geschlechter-demokratischer Gleichstellungspolitik.

    Immer wi(e)der Widerstände! Frühe Frauen- und Geschlechterforschung als widerständige Praxis im Gegenwind

    Dr. Dayana Lau
    Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Alice-Salomon-Hochschule Berlin

    In ihrem spannenden Beitrag zeigte die Erziehungswissenschaftlerin Dayana Lau anhand konkreter Beispiele auf, dass bereits der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum entwickelnde sozialwissenschaftliche Frauenforschungen mit heftiger diffamierender Kritik seitens Fachkollegen begegnet wurde. Lau führte weiter aus,  dass nicht zuletzt die Diskreditierung dieser von Frauen über Frauen betriebenen Forschung und das Fehlen einer Scientific Community für diese auch wissenschaftskritische Forschung die Entstehung einer Traditionslinie verunmöglichte und in der Konsequenz auch die Institutionalisierung von Frauenforschung erschwerte.

    „Was wir wollen“: Kinderperspektiven auf Gender, Diversity und Partizipation in der Kita

    Laura Hennig | Universität Graz

    Um die Bedeutung sowie die Potentiale partizipativer Forschung mit Kindern ging es bei der Vorstellung der Masterarbeit von Laura Hennig. Ihre Ausführungen basieren auf Untersuchungsergebnissen eines partizipativen Forschungsprojekts und zeigten anhand zahlreicher Beispiele aus ihrer Forschungspraxis auf, wie 4- bis 6-jährige Kinder in der Kita für die Auseinandersetzung mit Gender und Diversity motiviert werden können. Zudem wurde deutlich, das mit dem Plädoyer für einen partizipativen Ansatz auch die Anerkennung und Umsetzung von Kinderrechten im Forschungs- und Handlungsfeld einhergeht.

    Widerstände (in) der Geschlechterforschung - Feministische Philosophie zwischen Körperfeindlichkeiten der Akademie und postmoderner Auflösungspraxis des gegenderten Körper

    Kaja Kröger | Stiftung Universität Hildesheim

    In ihrem hoch ambitionierten und komplexen Bachelor-Forschungsprojekt geht die Kulturwissenschaftlerin und Philosophistudierende der Frage nach, warum die Beschäftigung mit dem Körper für die feministische Philosophie ein "heikles Unterfangen" ist. Im Zentrum ihrer spannenden Ausführungenstand dabei die Frage, wie sich über den Körper als einen geschlechtlich codierten sprechen lässt, ohne patriarchale Einschreibungen und Begrenzungen zu reproduzieren. Ihr Interesse galt dabei im besonderen der Hinwendung zu geschlechtlichen Leiberfahrungen als Zentrum einer widerständigen feministischen Philosophie.

    Postersession

    Auf Tomatbasis.
    Wie kommunizieren wir das lebendige feministische Erbe von 1968?
    auf tomatenbasis

    Hannah Englisch und
    Janni Froese |
    Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle

    auftomatenbasis.de

    MeCoSa 4.0 -
    Mentoring- und Coachingprogramm Sachsen-Anhalt

    Projekt MeCoSa 4.0

    Maria Rosenbaum
    Projektkoordinatorin MeCosa | KGC


    MeCoSa-Logo_340x255

    kgc-sachsen-anhalt.de/MeCoSa

    Verunmöglichung von Zeugenschaft.
    Sexzwangsarbeit in den Häftlings-bordellen der NS-Konzentrationslager und ihre Tabuisierung nach 1945Verunmöglichung von Zeugenschaft. Sexzwangsarbeit in den Häftlingsbordellen der NS-Konzentrationslager und ihre Tabuisierung nach 1945
    Marie Reich
    Goethe-Universität Frankfurt

    FEMINISMEN.
    Veranstaltungsreihe in Halle (Saale)

    Feminismen
    Hannah Schwaß & weitere Mitstreiter*innen aus dem Zusammenschluss unterschiedlicher Initiativen

    facebook.com/feminismen/

     Gendercampus Sachsen-Anhalt
    gendercampus Sachsen-Anhalt
    Julia Baron | KGC


    fempower-lsa.de/gendercampus

     #FEMPOWERing Sachsen-Anhalt#FEMPOWERing Sachsen-AnhaltKerstin Schmitt (Leibniz-Institut für Neurobiologie  Magdeburg) und Annika Sominka ( Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle) | FEM POWER Netzwerk

     

    #4GenderStudies: Angriffe gegen Gender Studies in Deutschland (online) abwehren

    Dr. Heike Pantelmann und Dr. Sabina García Peter
    Margerita-von-Brentano-Zentrum | FU Berlin

    In ihrem Beitrag gaben die Kolleginnen des Margerita-von-Brentano-Zentrums eingangs einen Überblick über das Spektrum gesellschaftlicher Widerstände gegen Gender Studies, denen sich die Geschlechterforschung/Gender Studies konfrontiert sehen. Im Fokus ihrer Ausführungen stand jedoch die Vorstellung des im Dezember 2017 ins Leben gerufenen Aktionstags #4GenderStudies, dessen Ziel ist es, möglichst vielstimmig aufzuzeigen, wie plausibel, relevant, empirisch begründet, gesellschaftlich aufklärend und wissenschaftlich exzellent die Arbeit von Geschlechterforscher_innen ist. Anhand dieser Initiative wurden Strategien des Umgangs mit diesen Widerständen in den Blick genommen und diskutiert, inwieweit Kampagnen in den Sozialen Medien eine gute Strategie im Umgang mit diesen Widerständen sind, und wie sie ergänzt oder verändert werden sollten, um nachhaltige Wirkung zu zeigen.

    Vorstellung des Projektes gender*bildet

    Dr. Dayana Lau und Dr. Lena Eckert
    Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)

    Die Mitarbeiterinnen des Projekts gender*bildet der Uni Halle stellten ihre universitätsweiten und fächerübergreifenden Angebote für Lehrende und Studierende vor sowie die aktuelle Veranstaltungsreihe "Zukunft, Utopien und Feminismen".

    Alle Informationen zum Projekt:

    www.gleichstellung.uni-halle.de/angebote_projekte/gender.bildet/

    Keynote
    "Sisters in Crime" und "Octavia's Brood" - Verhandlungen des (konkret) utopischen in feministischen Texten

    Prof. Dr. Susanne Maurer | Philipps-Universität Marburg

    Vortrag im Rahmen der Ringveranstaltung „Zukunft, Utopie und Feminismus“ des Projektes gender*bildet des Gleichstellungsbüros der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

    Susanne Maurer lud die Anwesenden in ihrem Vortrag dazu ein, feministische Gedankenexperimente auf eine mögliche Zukunft (und Gegenwart!) hin zu erkunden. Dafür führte sie durch unterschiedliche Werke des literarischen Genres 'Science Fiction'.

    Abschluss_Gruppenfoto

    Das Team der Organisatorinnen mit den Referierenden und Vortragenden.

    Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Beteiligten, besonders bei den Referierenden und den Postereinreichenden, für die impulsgebenden & anregenden Diskussionen, die zu einer gelungenen Tagung beigetragen haben!

    Letzte Änderung: 08.03.2020 - Ansprechpartner: Webmaster